Post-Brexit: Import von Waren aus der EU in das Vereinigte Königreich

  • Jan 1, 2021 | Richard Asquith

Großbritannien ist nun nicht mehr Teil der EU-Zollunion und dem Mehrwertsteuersystem. Das bedeutet, dass Waren, die aus der EU nach Großbritannien importiert werden, neuen Zollanmeldungen, Untersuchungs- und Einfuhrsteuerpflichten unterliegen – mit Ausnahme von Nordirland. Nordirland hat ein anderes Mehrwertsteuer- und Zoll-Brexit-System.

Doch welche Schritte sind notwendig, um aus der EU nach GB ab 2021 Waren zu importieren?

  1. Importer of Record bestimmen
    Umfasst der Import zwei Parteien und nicht nur ein Unternehmen, das Waren zwischen Großbritannien und der EU befördert, dann müssen diese vereinbaren, wer für die Abfertigungsanforderungen verantwortlich ist. Dies umfasst unter anderem Importanmeldungen oder Einfuhrzölle sowie Einfuhrumsatzsteuer. Die gewählte Partei ist als Importer of Record bekannt.

  2. UK-EORI beantragen
    Um sich bei den britischen Zollbehörden für Importe (und Exporte) auszuweisen, wird eine EORI-Nummer (Economic Operator Registration Identification) benötigt. Diese muss in alle britischen Zollanmeldungen und ähnliche Unterlagen eingetragen werden. Die HMRC (britisches Finanzamt und Zollbehörde) hat diese bereits an alle in der britischen Mehrwertsteuer registrierten Unternehmen mit internationalem Handel ausgegeben. Unternehmen aus Großbritannien und der EU, die Waren importieren, können bei der HMRC einen Antrag stellen, wenn sie noch keine haben.

  3. Importlizenz überprüfen
    Für bestimmte Waren muss der Importeur eine Lizenz oder ein Zertifikat von verschiedenen britischen Regierungsstellen einholen. Dazu gehören Tiere, Pflanzen, landwirtschaftliche Produkte, Medikamente, Chemikalien oder auch Waffen.

  4. Mehrwertsteuerpflichten für Importe
    Unternehmen sollten zudem im Voraus planen, wie sie die britische Einfuhrumsatzsteuer zum ersten Mal abrechnen möchten. Denn nur so können sie vermeiden, dass sie als nicht erstattungsfähige Kosten verloren geht oder gar die Waren blockiert werden. Die Alternativen wären:
    • Die Kunden unter Delivered At Place (DAP) Incoterms bezahlen zu lassen. Die meisten B2B-Kunden werden dies wahrscheinlich nicht akzeptieren und es ist unwahrscheinlich, dass B2C-Kundn wieder bei diesem Unternehmen einkaufen, wenn sie von einer unerwünschten Mehrwertsteuerrechnung betroffen sind.
    • Direkt beim Zoll zahlen.
    • Die Zahlung der Mehrwertsteuer auf Importe über Postponed VAT Accounting in der UK-Mehrwertsteuerregistrierung zu verschieben.


    Unternehmen sollten auf jeden Fall sicherstellen, dass sie den Nachweis der gezahlten Einfuhrumsatzsteuer aufbewahren, damit sie diese von der HMRC zurückfordern können.

  5. Zollanmeldungen lassen sich auf den 1. Juli 2021 verschieben
    Das Vereinigte Königreich gestattet den Importeuren, das Ausfüllen von Zollanmeldungen für die meisten Einfuhren bis zum 1. Juli 2021 aufzuschieben.

  6. Ausfüllen der Importdeklarationen

    Als Importeur of Records kann man selbst entscheiden, ob man Zollausfuhrerklärungen und -abwicklungen selbst ausfüllen oder einen Vermittler dazu ernennen will.

    • 6.1. Das Unternehmen füllt selbst die Deklarationen aus

      Unternehmen können kommerzielle Software für die Erklärungen erwerben. Es werden Schulungen über die Zollprozesse empfohlen.

      Unternehmen müssen eine Berechtigung beantragen, um vereinfachte Einfuhranmeldungen für die zurückgestellten Zollanmeldungen bis zum 1. Juli 2021 einreichen zu können.

      Unternehmen müssen ein CHIEFS-Abzeichen beantragen. Dies ist das Import-Online-Registrierungssystem des HRMC.

    • 6.2. Deklaration über einen Zollvertreter ausfüllen lassen

      Die folgenden Parteien sind normalerweise von der britischen HMRC zur Vertretung von Importeuren und zur Erstellung der vereinfachten Erklärung zugelassen:

      • Spediteure,
      • Zollagent oder Makler,
      • Schnelle Paketbetreiber.

  7. Präferenzzoll und Ursprungsregeln
    Waren, die zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich bewegt werden, können zollfrei sein, wenn sie den im Handels- und Kooperationsabkommen vereinbarten Rahmenbedingungen für die Ursprungsregeln entsprechen. Dies beinhaltet die Einholung einer Ursprungserklärung vom Exporteur oder vom eingetragenen Importeur.

    Alle Waren, die aus Nicht-EU-Ländern nach Großbritannien importiert werden, unterliegen den britischen Einfuhrzöllen nach dem zollfreien Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. Das Vereinigte Königreich hat seinen UK Global Tariff veröffentlicht, der Abgaben nach Produkten vorsieht. Dieser hilft dabei zu verstehen, welche Zahlungen fällig sind, wie man den Cashflow verwaltet und die Gebühr an den Kunden weiterzuleiten.

  8. Duty-Deferment-Konto beantragen

    Unternehmen benötigen ein Zollaufschubskonto, damit sie Zollzahlungen verschieben können, wenn sie sich nicht für die Nulltarife bis zum Ende des Einfuhrmonats qualifizieren. Dies wird dann per Lastschrift von ihrem Bankkonto abgerechnet. Sie können es auch für die Mehrwertsteuer verwenden, wenn sie diese aufschieben möchten - dies ist eine Alternative zur aufgeschobenen Mehrwertsteuerabrechnung. Die HMRC verzichtet auf die Forderung nach einer umfassenden Garantie, damit mehr Unternehmen davon profitieren können. Diese können Unternehmen auch dann verwenden, wenn sie einen Zollvertreter haben.

  9. Der EU-Exporteur
    Unternehmen müssen prüfen, ob der Exporteur aus der EU bereit ist. Er benötigt:

    • EU-EORI-Nummer;
    • EU-Ausfuhrgenehmigungen;
    • Ursprungserklärung;
    • Rechnung;
    • Packliste;
    • eingereichte Ausfuhranmeldungen im Land der Warenabreise. Im Gegenzug erhalten sie von der Zollbehörde ein Export-Begleitdokument (EAD).

  10. Waren bewegen - Papierkram und Einfuhrsteuern
    Haben Unternehmen die Zollanmeldungen aufgeschoben, müssen sie zuerst ihre eigenen Einfuhraufzeichnungen aktualisieren, damit sie die Erklärungen ausfüllen können (Frist 1. Juli 2021). Hierzu müssen sie dann die ergänzende Erklärung ausfüllen; alternativ kann das der Zollvertreter tun.


    Die HMRC belastet das Zollaufschubskonto, wenn nach Eingang der Zusatzerklärung Tarife fällig werden. Die Mehrwertsteuer kann in der Mehrwertsteuererklärung über die verschobene Mehrwertsteuerabrechnung angegeben werden. Wenn ein Unternehmen nicht in der britischen Mehrwertsteuer registriert ist, muss es Zölle zahlen, bevor der Zoll die Waren freigibt.

    Die EORI-Nummer wird mit dem Registrierungssystem der CFSP EIDR UK zur Vereinfachung und Verschiebung von Zollanmeldungen und Zollzahlungen verwendet. Dies sollte automatisch die Warenbewegung in den neuen GVMS-Dienst (Goods Vehicle Movement Service) einbeziehen. Das GVMS generiert dann eine Warenbewegungsreferenz, die der Fahrer benötigt, um an Bord der Fähre oder des Eurostars nach Großbritannien zu gelangen.

    Der in Großbritannien eingetragene Importeur schließt den endgültigen Importeintrag ab (Option bis 30. Juni 2021 bei Verwendung von GASP EIDR). Alle Zölle werden über das Zollaufschubskonto bezahlt.

  11. Intrastat-Erklärungen des Vereinigten Königreichs vorbereiten
    In Großbritannien müssen Unternehmen mit Umsatzsteuerregistrierung monatliche Reports über den Warenverkehr („Ankünfte“) aus der EU nach Großbritannien erstellen. Diese sind als Intrastat bekannt. Obwohl das Vereinigte Königreich das EU-Mehrwertsteuersystem verlassen hat, hat die HMRC angegeben, dass sie diese Einreichungen für Einfuhren („Ankünfte“) aus der EU weiterhin verlangen wird. Die jährlichen Intrastat-Schwellenwerte sind hier verfügbar.

  12. Importierte Verkäufe von höchstens 135 £
    Am 1. Januar 2021 wurde eine Einfuhrumsatzsteuer für die Einfuhr von Waren / Sendungen im Wert von höchstens 135 £ eingeführt. Die britische HMRC verlangt von E-Commerce-Verkäufern beziehungsweise den Online-Marktplätzen, dass sie am Verkaufsort eine Mehrwertsteuer auf importierte Waren erheben, die 135 £ nicht überschreiten. Dies ist anstelle der Zahlung der Einfuhrumsatzsteuer zu leisten. Gleichzeitig wurde die bestehende Mehrwertsteuerbefreiung für Pakete, die 15 £ nicht überschreiten, abgeschafft. Diese Waren werden sofort dem britischen Zoll übergeben, wenn in der Zollanmeldung klargestellt wird, dass die Umsatzsteuer an der Verkaufsstelle erhoben wurde.

     

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VP Global Indirect Tax
Richard Asquith
VP Global Indirect Tax Richard Asquith
Richard Asquith ist VP Global Indirect Tax bei Avalara und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Compliance-Pflichten zu verstehen, während sie global wachsen. Sie können Richard unter richard.asquith@avalara.com kontaktieren. Er ist Teil unseres europäischen Führungsteams, das 2019 von der Publikation International Tax Review als Tax Technology Firm of the Year 2019 ausgezeichnet wurde. Richard absolvierte die Ausbildung als Wirtschaftsprüfer bei KPMG in Großbritannien und arbeitete anschließend in Ungarn, Russland und Frankreich für EY.